Ausbildungsfahrschule und Fahrlehrerprüfung

08
Feb.

Erstausbildung eines Fahrlehrers

Die Erstausbildung zum Fahrlehrer gliedert sich in mehrere klar abgrenzbare Phasen – Ausbildungsstätte, Praktikum in einer Ausbildungsfahrschule und die abschließende Fahrlehrerprüfung. Im Folgenden erhalten Sie eine strukturierte, praxisnahe und formatierte Darstellung der Abläufe, Prüfungsanforderungen und vorbereitenden Maßnahmen. Die Darstellung ist so ausgelegt, dass sie als Leitfaden für Fahrlehreranwärter und Ausbildungsbetriebe gleichermaßen nutzbar ist.

Ziel und Aufbau der Praktikumsphase
In der Ausbildungsfahrschule steht die Anwendung des zuvor an der Ausbildungsstätte erworbenen Wissens im Vordergrund. Der Fahrlehreranwärter soll unter Anleitung eines erfahrenen Ausbildungsfahrlehrers:

  • didaktische Methoden in realen Unterrichtssituationen erproben,
  • komplette Praxisstunden planen und durchführen,
  • Sonderfahrten vor- und nachbereiten,
  • Lehrproben durchführen und reflektieren,
  • Lernstände schriftlich dokumentieren und Förderpläne erstellen.

Das Praktikum dient dem Aufbau von Routine, dem Trainieren von Feedback- und Beurteilungstechniken sowie dem Erwerb organisatorischer Kompetenzen, die für den Schulalltag relevant sind.

Dokumentation – das Berichtsheft als Nachweis
Der Verlauf der praktischen Ausbildung ist in einem Berichtsheft lückenlos zu dokumentieren. Zu jedem Eintrag sollten gehören: Datum, Thema der Unterrichtseinheit, Lernziele, methodischer Ablauf, Beobachtungen des Mentors und vereinbarte Folgeziele. Das Berichtsheft ist Prüfungsbestandteil und wird von den Prüfern bei der Zulassung zur Fahrlehrerprüfung eingesehen.

Die Fahrlehrerprüfung – Gliederung und Inhalte
Bei der Erstausbildung für die Fahrlehrerlaubnisklasse BE gliedert sich die Prüfung in drei Teile:

  1. Fahrpraktische Prüfung
  2. Fachkundeprüfung – schriftlich und mündlich
  3. Lehrproben – theoretisch und fahrpraktisch

Bei Folgeausbildungen für zusätzliche Klassen entfallen in der Regel die Lehrproben; der Schwerpunkt liegt dann auf fachlicher Ergänzung und gegebenenfalls fahrpraktischen Nachweisen.

Fahrpraktische Prüfung – Anforderungen und Prüfungsdauer
In der fahrpraktischen Prüfung muss der Anwärter nachweisen, dass er ein Kraftfahrzeug der beantragten Klasse vorschriftsmäßig, sicher und umweltschonend führt. Bewertet werden unter anderem:

  • Fahrzeugkontrolle vor Fahrtantritt,
  • vorausschauendes und regelkonformes Fahrverhalten,
  • souveräne Beherrschung von Grundfahraufgaben und komplexen Verkehrssituationen,
  • Energieeffizientes Fahren und ökonomisches Schalten.

Die Prüfungsdauer beträgt bei den Klassen BE und A 60 Minuten, bei den Klassen CE und DE jeweils 90 Minuten. Prüfungsfahrten müssen so gestaltet sein, dass Prüfer die alltagsrelevanten Situationen beobachten können – Stadtverkehr, Landstraße und Verkehrsführung bei höheren Geschwindigkeiten.

Fachkundeprüfung – Aufbau und Bewertung
Die Fachkundeprüfung umfasst einen schriftlichen Teil, der rechtliche, technische und pädagogische Fragestellungen abfragt, sowie eine mündliche Prüfung, in der Prüfungsaspekte vertieft und Fallbeispiele diskutiert werden. Wichtige Themen sind: Ausbildungsrecht, Prüfungsrichtlinien, Didaktik, Unfallprävention, Fahrzeugtechnik und Lehrplanentwicklung. Die mündliche Prüfung dient auch der Überprüfung kommunikativer und argumentativer Fähigkeiten.

Lehrproben – Struktur und Bewertungskriterien
Lehrproben sind praxisorientierte Prüfungsleistungen, in denen der Anwärter Unterrichtseinheiten plant, durchführt und anschließend reflektiert. Bewertet werden:

  • Zielklarheit und Methodik,
  • Aktivierung und Einbindung der Lernenden,
  • Transparente Leistungskontrollen,
  • Konstruktives Feedback und Förderplanung,
  • Reflexionsfähigkeit und didaktische Flexibilität.

Vorbereitungstipps für das Praktikum und die Prüfung

  • Mentor frühzeitig auswählen – Erfahrung des Mentors beschleunigt die Entwicklung.
  • Berichtsheft täglich führen – Vollständigkeit und Qualität der Einträge sind entscheidend.
  • Lehrproben simulieren und auf Video aufzeichnen – Selbstbeobachtung beschleunigt Lernfortschritt.
  • Fachliteratur systematisch durcharbeiten – besonders Rechtsfragen und Prüfungsrichtlinien.
  • Praktische Routine aufbauen – gezielte Wiederholungen schwieriger Manöver und Szenarien.
  • Prüfungsorganisation klären – Fristen, Zulassungsunterlagen und Prüfungsformulare frühzeitig bereitstellen.

Bewertungskriterien und typische Fehlerquellen
Prüfer achten nicht auf perfektes Spiel, sondern auf professionelle Urteilsfähigkeit. Häufige Fehler sind:

  • Unvollständige oder fehlerhafte Berichtshefte,
  • Unzureichende Standardisierung von Lehrproben (fehlende Lernziele),
  • Methodische Einseitigkeit oder fehlende Differenzierung für unterschiedliche Lernstände,
  • Vernachlässigung der Verkehrssicherheit bei didaktischen Demonstrationen.

Organisatorische Hinweise für Ausbildungsfahrschulen

  • Mentorenauswahl und Fortbildung sicherstellen – Mentoren benötigen pädagogische Qualifikation.
  • Praktikumsplätze strukturiert anbieten – feste Stundenpläne, dokumentierte Lehrproben und regelmäßige Supervision.
  • Evaluationsmechanismen einrichten – Feedbackrunden, Hospitationen und Mentorengespräche.
  • Ressourcen bereitstellen – geeignete Lehrfahrzeuge, Übungsplätze und technische Hilfsmittel.

Zeitplan und Ablaufbeispiel (Orientierung)

  • Phase 1 – Ausbildungsstätte: 8–12 Wochen theoretische und praktische Basisausbildung.
  • Phase 2 – Praktikum in der Ausbildungsfahrschule: 3–6 Monate, inkl. Lehrproben und dokumentierter Praxisstunden.
  • Phase 3 – Prüfungsvorbereitung und Abschlussprüfungen: 4–8 Wochen.

Checkliste – kurz vor der Prüfungsanmeldung

  • Vollständiges und unterschriebenes Berichtsheft vorlegen,
  • Ärztliche Bescheinigungen und Führungszeugnis bereithalten,
  • Bestätigungen über absolvierte Lehrproben beilegen,
  • Prüfungstermine und Abläufe mit Mentor und Prüfungstelle abstimmen.

Praxisnähe als Schlüssel zum Erfolg
Die Kombination aus fundierter Ausbildung an einer anerkannten Ausbildungsstätte, einem strukturierten Praktikum in einer qualifizierten Ausbildungsfahrschule und gezielter Prüfungsvorbereitung bildet die Basis für dauerhafte Lehrkompetenz. Gute Dokumentation, engagierte Mentoren und realistische Selbstreflexion beschleunigen den Weg zur erfolgreichen Fahrlehrerprüfung und zur anschließenden verantwortungsvollen Tätigkeit im Fahrschulbetrieb.