Section Control: Neue Radartechnik für Raser

16
Dez

NRW-Innenminister Ralf Jäger unterstützt einen Testlauf des Strecken-Radars „section control“, bereits für Mitte 2015 ist in Niedersachsen ein Pilotversuch geplant. Allerdings wirft das Projekt hinsichtlich des Datenschutzes mehr Fragen auf.

Die Straßen in Nordrhein-Westfalen sollen sicherer werden, Innenminister Ralf Jäger ist der gleichen Meinung, da viel zu viele Autofahrer immer noch die Geschwindigkeitsbeschränkungen ignorieren, obwohl Rasen der Killer Nummer eins im Straßenverkehr ist. Auf der Innenministerkonferenz in Köln will Jäger einen Vorstoß zur Erprobung des Strecken Radars zur Geschwindigkeitsmessung unterstützen. Mitte nächsten Jahres startet in Niedersachsen ein Pilotversuch mit diesem Modell, das Jäger mit großem Interesse beobachtet. Der Begriff Section Control heißt übersetzt Abschnittskontrolle, bei dieser Technik werden im Gegensatz zu gewöhnlichen Blitzern keine Momentaufnahmen festgehalten, stattdessen werden am Anfang und Ende der vorher festgelegten Strecke Blitzer installiert. Bei der Ein- und Ausfahrt des Streckenabschnitts werden die Fahrzeuge gescannt und mittels Computer wird die Fahrtzeit von A nach B und die Durchschnittsgeschwindigkeit berechnet. Der zweite Blitzer soll am Ende des Streckenabschnittes ausgelöst werden, wenn der Fahrer oberhalb der erlaubten Geschwindigkeit ist. Man möchte mit diesem Fall dafür sorgen, dass gleichmäßige Geschwindigkeiten im überwachten Bereich herrschen, wobei ein kurzes Abbremsen vor dem Blitzer dann nicht mehr ausreicht.

Mit dieser Technik wird in Österreich und in den Niederlanden schon gearbeitet, allein Deutschland hinkt noch hinterher, da das Modell noch sehr viele Fragezeichen aufwirft, wie man beispielsweise den Messbereich einfahrender Fahrzeuge umgehen kann. Eine weitere Frage ist, ob es Parkplätze auf der Strecke gibt, auf denen die Fahrer gar die Plätze tauschen könnten und wie es mit dem Datenschutz ausschaut.

Wie funktioniert Section-Control?

Jedes Fahrzeugheck wird samt Kennzeichen bei der Einfahrt in den zu überwachenden Abschnitt digital gescannt und mit einem Dateinamen in einem nicht zugänglichen Bereich gespeichert. Der Prozess wiederholt sich bei Ausfahrt, anschließend werden die Kennzeichen verglichen, ob diese identisch sind und ob es sich um das gleiche Fahrzeug handelt. Die beiden Aufnahmen werden nun an die zentrale Anlagensteuerung geschickt, wo die Durchschnittsgeschwindigkeit mittels Weg- Zeit-Berechnung ermittelt wird. Wurde nicht zu schnell gefahren, so werden sämtliche Daten und die Heckfotos gelöscht, wurde zu schnell gefahren, löst die zentrale Anlagensteuerung die Verstoßkamera aus um ein Frontfoto mit Fahrer und Kennzeichen zu erstellen. Der Fahrzeughalter erhält daraufhin einen Bußgeld-Bescheid.

Section Control noch in Deutschland in Testphase

Laut Hersteller werden alle Datenschutz-Richtlinien eingehalten, doch gerade in Deutschland ist die Erhebung persönlicher Daten aufgrund eines Verdachtes sehr heikel. Die Eichung der Messsysteme muss die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig vornehmen, da das bevorzugte System für das Pilotprojekt in Niedersachsen vom niederländischen Hersteller Gatso stammt. Obwohl das System bereits gang und gebe in den Niederlanden ist, muss es trotzdem erst mal geeicht werden, bevor es hierzulande verwendet werden kann. Laut dem Leiter der Arbeitsgruppe Geschwindigkeitsmessgeräte bei der PTB sind bei einem geringen Abstand von beispielsweise 300 Meter andere messtechnische Aspekte zu berücksichtigen als bei einer Streckenlänge von drei Kilometern.

Der Experte rechnet damit, dass die Tests noch ein halbes Jahr dauern werden. Natürlich muss sich erst noch zeigen, ob die Technik gegenüber den anderen Systemen Vorteile hat, denn laut Verkehrsrecht ist es eigentlich egal, wie lange ein Fahrzeug zu schnell gefahren ist – unzulässig ist jede Tempoüberschreitung. Kurze Schwankungen würden angeblich nicht von Section Control registiert, wodurch dann eine Strafe für den Temposünder ausbliebe.

Die Zahl der Verkehrstoten ist ausschlaggebend für die Testläufe von Section Control, da im vergangenen Jahr 479 Menschen bei Verkehrsunfällen starben. Häufig ist fast jeder Dritte Verkehrstote Opfer, weil er zu schnell gefahren ist.